Begegnungen


Klaus, 1. Februar 2011:

Kennst Du dieses Gefühl, Abenteuergeschichten zu hören, bei denen Du Dir nicht sicher bist, wieviel davon wirklich erlebt und was davon erfunden ist? Als der Deutsche Heinz Helfgen in den 50er Jahren mit dem Fahrrad um die Welt fuhr, hat er in zwei Büchern seine abenteuerlichen Geschichten festgehalten: menschenfressende Tiger, unpassierbare Dschungelpassagen, Schmuggler und Prinzen aus 1001 Nacht - eine Geschichte abenteuerlicher als die andere. So erzählt, dass man sich in die Story hineinversetzen kann und immer voll Bewunderung auf den Erzählenden schaut. Mann oh Mann waren das Geschichten!

Sowas Abenteuerliches kann man heutzutage natürlich nicht mehr erleben. Das waren früher doch noch ganz andere Zeiten. Heutzutage hat der Fortschritt auch in den letzten Winkel der Welt Einzug gehalten und die wahren Abenteuer sind leider den Entdeckern der Vergangenheit vorbehalten. Oder vielleicht doch nicht?

Wir treffen auf dem Campingplatz in Ciudad Victoria/Mexico Arthur aus der Schweiz. Arthur ist 52 und ich glaube, eigentlich heißt er Heinz Helfgen. Eine Woche verbringen wir gemeinsam auf dem Campingplatz und lauschen immer wieder voll Begeisterung Arthur's Geschichten: Grenzpassagen zwischen Peru und Bolivien, wo es gar keine Grenze gibt; mit einem Schmuggler von Venezuela nach Brasilien über unpassierbare Dschungelpfade; Raubüberfall mit Waffengewalt in Venezuela; mit der streng riechenden Bäuerin auf Überlandfahrt zum Markt in Bolivien. Und das alles so lebhaft erzählt, dass Du glaubst, Du bist dabei: Brechende Blattfedern, platte Reifen, kippende Autos.

Es sind Begegnungen wie diese, die ein ums andere Mal Abwechslung in unsere Zweisamkeit bringen. Immer wieder treffen wir auf Leute, mit denen wir uns austauschen und unsere Geschichten und Erfahrungen teilen können: Richard und Maureen kommen aus Canada und sind auf dem Weg nach Guatemala. Sie fahren und leben für ein paar Monate in einem 22 Jahre alten Schulbus. Tanja und Marc sind aus Wisconsin und kommen gerade zurück von einem 1 1/2 monatigen Trip aus Guatemala, wo sie Tanjas Mutter besucht haben, die dort Missionsarbeit für die Zeugen Jehovas leistet. Und dann ist da noch Rosa, die fast 80 jährige Eigentümerin des Campingplatzes, die schon durch die ganze Welt gereist ist, Lehrerin wurde, weil ihre Eltern ihr nicht erlaubt haben, Ärztin zu werden und die sich freut, bei uns im Schatten zu sitzen und aus ihrem langen Leben zu plaudern.

Nein, alleine sind wir wirklich nicht.


(zum Vergrößern einfach auf die Fotos klicken)


Arthur aus der Schweiz - seit 18 Monaten im
Nahen Osten, Süd- und Mittelamerika unterwegs
www.arthurjungo.ch


Und weil die Woche so nett war, wird zünftig Abschied gefeiert:
es gibt Käsefondue und selbstgebackenen Apfelstrudel!



Rosa - ihr gehört der Campingplatz in Ciudad Victoria