Reisefakten Nicaragua: Mentalität, Sicherheit, Tanken, Einkaufen, Bargeld, Autofahren, Camping, Polizeikontrollen, ehrenamtliches Arbeiten


Klaus, April 2012:


Nicaraguanische Mentalität:

"Du bist reich, wir sind arm, gib uns was ab!" In keinem anderen Land Zentralamerikas muss man so auf der Hut sein, nicht über das Ohr gehauen zu werden, wie in Nicaragua. Wenn jemand 100 Cordoba haben möchte, um für eine Stunde auf das Auto aufzupassen, biete ihm 20 Cordoba. Kostet das Camping 150 Cordoba, lass Dir im Vorfeld versichern, dass der Eintritt ins Schwimmbad inklusive ist. Nehme keine Dienstleistung in Anspruch ohne vorher den Preis ausgehandelt zu haben. Kaufe nichts auf dem Markt, wenn Du nicht den Preis erfragt hast. Leider ist man in Nicaragua immer der "Gringo". Und als Gringo ist man eine Kuh, die gemolken werden muss. Wenn man das einmal verstanden hat, kommt man mit den Nicas ganz gut zurecht. Wenn man den Preis auf ein vernünftiges Niveau runterhandelt, dabei viel lacht und deutlich macht, dass man sich mit den Preisen auskennt, wird man im Endeffekt besser und freundlicher behandelt, als wenn man widerspruchslos zahlt. Auf der Straße angebettelt zu werden, ist recht normal. Man sollte sich jedoch überlegen, wem man etwas gibt. Nicaragua ist ein Land, in dem durch übermäßige Entwicklungshilfe die Eigeninitiative stark zurückgegangen ist. Kindern, Jugendlichen, gesunden Erwachsenen und alkoholisierten Personen geben wir generell nichts (es kommt dann schon mal vor, dass einem ein "Gringo" hinterhergerufen wird). Alten Menschen und Behinderten, die häufig vor der Kirche betteln, geben wir ein paar Cordoba.

Sicherheit:

Nicaragua ist das Land der Kleinkriminalität, nicht der Drogenkriege. Doch als Reisender ist man naturgemäß eher von dieser Kleinkriminalität betroffen. Einheimische selber haben uns deutlich davor gewarnt, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu Fuß unterwegs zu sein. Man sollte auf jeden Fall vermeiden, öffentlich Schmuck, Geld oder Fotoapparat zur Schau zu tragen. Da Gelegenheit bekanntlich Diebe macht, sollte man niemanden in Versuchung führen und beispielsweise Campingmöbel, Kocher, Schuhe usw. im Auto verstauen, wenn man nicht auf seinem Platz ist. Das berücksichtigend kann man sich im Land und in den Städten recht frei und ungezwungen bewegen. Uns persönlich ist nie etws passiert. Die Waffenpräsenz ist nicht mehr so ausgeprägt, wie in Honduras oder Guatemala.

Versorung mit Diesel / Spritpreise:

Die Versorgung mit Tankstellen ist ausreichend. Die Preise für Diesel lagen bei 28,50 Cordoba/Liter (ca. 0,95 Euro/Liter).

Einkaufen:

Auch in Nicaragua ist das Preisniveau in den Läden relativ hoch. Importprodukte (und sehr viele Artikel müssen importiert werden) liegen häufig auf europäischem Niveau, teilweise sogar darüber (z. B. Nivea-Bodylotion 400 ml: 8,00 Euro). In fast allen Städten findet man größere Supermärkte des Wallmart-Konzerns "Maxi Palí" beziehungsweise "Palí" (ähnlich wie die "Bodega Aurera" in Mexiko, nur kleiner). Die Vielfalt der Produkte in den Supermärkten empfanden wir als umfangreicher, als in Honduras. Frisches Obst und Gemüse kauft man am besten am Straßenrand oder auf Märkten.

Aufgrund des erheblich höheren Preisniveaus in Costa Rica sollte man sich vor der Grenzüberquerung noch in Nicaragua einen Vorrat an Grundnahrungsmittel und Drogerieartikel anlegen.

Versorgung mit Bargeld:

Empfanden wir als problemlos. Man sollte darauf achten, dass der Automat ein Maestro-Symbol hat. Einige Automaten akzeptieren nur VISA-Karten. Wir hatten stets 6.000 Cordoba/Abholung (rund 200 Euro).

Autofahren in Nicaragua:

Die Hauptstraßen in Nicaragua sind in einem hervorragenden Zustand. Es mangelt jedoch an Verkehrsschildern. Selbst Sehenswürdigkeiten wie der Vulkan Masaya sind erst ausgeschildert, wenn man in die Einfahrt abbiegen muss! Seitenstraßen in den Städten können schon mal zu grenzwertigen Schotterstraßen werden, kleine Straßen auf der Landkarte sind häufig gar nicht existent (wir versuchten entlang der Pazifikküste einer Straße von unserer Landkarte zu folgen, doch diese konnte man maximal mit Ochsenkarren befahren). Der Verkehr ist sehr überschaubar und entsprechend einfach ist das Autofahren. Wir haben uns extrem an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten, trotzdem wurden wir nie bedrängt oder gefährlich überholt. Die Nicaraguaner halten sich selber penibel an Überholverbote und überholen nur dann bei durchgezogener Linie, wenn sie deutlich sehen können, dass nirgendwo Polizei lauert.

Übernachtungs- und Campingplätze:

Wir haben es als schwierig empfunden, schöne Übernachtungsplätze zu finden. Meist standen wir auf Parkplätzen von Restaurants, Hotels, Nationalparks. Nur einmal hatten wir einen richtigen Campingplatz am Meer, der sogar über eine Dusche verfügte. Alle unsere Übernachtungsplätze in Nicaragua (mit Fotos, GPS-Daten, Preisen und Kommentaren) haben wir hier aufgeführt.

Polizeikontrollen:

Wir haben unzählige Polizeikontrollen passiert, siebenmal sind wir angehalten worden. Stets wurden wir sehr freundlich behandelt. Maximal wollte man unseren Führerschein sehen, manchmal noch die "Circulación" (Fahrzeugpapiere) - bei letzterem haben wir die Einfuhrpapiere vorgezeigt, da diese auf Spanisch sind. Einmal fragte ein Polizist nach einer "Spende" für sein Mittagessen. Wir haben ihm einen Lutscher gegeben und er hat gelacht. Generell hat sich die folgende Vorgehensweise bei Kontakten mit der Polizei als sehr erfolgreich herausgestellt:
  1. Sich immer an die Verkehrsregeln halten. Insbesondere Anschnallpflicht, Überholverbot bei durchgezogener Linie und Gechwindigkeitsbegrenzungen beachten (wenn man trotzdem eine Strafe zahlen muss, weiß man wenigstens, dass man zu unrecht belangt wird)
  2. Fenster herunterkurbeln und mit "Saludos de Alemania, de Europa" grüßen (deutlich machen, dass man kein Amerikaner ist)
  3. Sofort die Hand zum Gruß reichen (von einer amtlichen auf eine persönliche Ebene kommen)
  4. Freundlich dominant sprechen (keine Unsicherheit zeigen, aber nett rüberkommen)
  5. Ungefragt erzählen, wo man herkommt, was man noch alles besucht und wie toll man das Land findet
  6. In Nicaragua habe ich darüber hinaus immer noch erzählt, dass wir freiwillig hier arbeiten mit der Asociación Chinantlan und der Bürgermeisterei von Chinandega (nach dem Motto: Wenn Du mir eine Knolle aufbrummst, beschwere ich mir an höherer Stelle)









Ehrenamtliches Arbeiten in Nicaragua:

Wir haben persönlich einen sehr hohen Anspruch an ehrenamtliche Tätigkeiten in einem Entwicklungsland. Arbeiten, die auch Einheimische übernehmen können, wollen wir nicht machen, da wir dadurch der bedürftigen Bevölkerung nur Arbeitsplätze wegnehmen. Wir wollen unser Wissen vermitteln, um einen Ansatz für die Entwicklung im Land zu leisten.

Die optimalen Bedingungen haben wir für uns in der Asociación Chinantlan in Chinandega vorgefunden. Diese Gesellschaft unterstützt Projekte im Bereich Landwirtschaft, Erziehung, Soziales und Mikrokredite. Es wird kein Geld an die Zielgruppe ausgegeben, sondern aktiv Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt. Insbesondere in Nicaragua halten wir das für den einzig vernünftigen Ansatz.

Die Asociación Chinantlan beschäftigt ab und zu Deutsche, die ihr freiwilliges soziales Jahr in Nicaragua leisten. Geben jedoch auch anderen Freiwilligen die Gelegenheit, für einige Wochen oder Monate in der Organisation mitzuarbeiten. Ausbaufähige Spanischkenntnisse sollte man mitbringen - während des Einsatzes dort bekommt man darüber hinaus ausreichend Gelegenheit, sein Spanisch zu verbessern. Ebenfalls einen eigenen Computer. Wir haben beispielsweise Chinantlan bei einem Kommunikationskonzept für die Weinvermarktung unterstützt, eine Strategie entwickelt, um Bekanntheitsgrad und Image zu steigern sowie eine PC-Arbeitsplattform erstellt, um Mikrokredite besser zu verwalten.

Im Gegenzug durften wir kostenlos auf der Finca der Asociación Chinantlan übernachten und waren zum Mittagessen im Haus des Geschäftsführers eingeladen. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit bei Chinantlan hat, kann sich auf ihrer Website informieren: www.chinantlan.org (auch auf deutsch).


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