Im Seengebiet zum "deutschen" See


Chile: Von Curacautín bis nach Puerto Varas


Petra, 12. Februar 2013:

Nachdem wir den Tag wandernd im beliebtesten Nationalpark der Seenregion Chiles - im Parque Nacional Conguillio - verbracht haben, wollen wir noch bis zum Abend zum Nationalpark Huerquehue weiterfahren. Da aus dem Reiseführer nicht hervorgeht, wo der Parkeingang liegt, lassen wir uns von unserem Navi führen. Der Weg führt enlang des Nordufers des tiefblauen Colico-Sees, der an den Gardasee erinnert, sowie des Lago Caburgua. Von dem Parkeingang fehlt jede Spur, stattdessen wird der Weg ruppiger und enger, die Äste schlagen gegen unseren Expedi bis - ja, bis der Weg einfach aufhört. Wir sind inmitten von Nirgendwo und doch - es ist wieder einer der Glücksgriffe, die einem durch Zufall widerfahren:

Wir stehen vor den Toren der Eco Termales Rio Blanco mit kleinem Campingplatz. Da wir uns auf dem schrägen Platz nicht ausrichten können, dürfen wir nebenan auf der riesigen Weide unser Quartier aufschlagen. Am Abend genießen wir noch den herrlichen Rundumblick von unserem Stellplatz, der plätschernde Fluß wiegt uns nach dem ereignisreichen Tag sanft in den Schlaf und nach der kalten Nacht wärmen wir uns am nächsten Morgen in den über 40°C heißen Quellen auf, die sprudelnd aus der Erde kommen. Mitten im eiskalten Fluß wurden durch Natursteine kleine Pools errichtet, wo wir gemütlich im dampfenden Wasser liegen. Wir beschließen, die Wanderschuhe gleich hier anzuziehen und den Park von hier zu erkunden.

"Schön ist es hier", sagt Klaus bei der Weiterreise, "Wie daheim!" erwiedere ich - "Deshalb!" Ein bisschen Heimweh kommt auf, die Gegend erinnert an die Heimatregion. Vorbei sind die Wüstengegenden, hier ist alles grün, die Bäume tragen ihr Laub, viele Nadelbäume sind zu sehen. Wir fahren an unzähligen Seen vorbei. Aber nicht nur die Natur erinnert an daheim: in Puerto Varas am Lago Llanquihue - dem "deutschen See" - steht ein naturgetreuer Nachbau einer Marienkirche aus dem Schwarzwald, in Frutillar schauen einem hier und dort kleine Gartenzwerge nach, am Wegesrand weisen viele Schilder auf "Kuchen" und "Strudel" hin. In der Seenregion liessen sich ab 1852 viele deutsche Einwanderer nieder, deren Spuren noch heute zu finden sind. Am Aufälligsten ist die Tradion des nachmittäglichen Kaffee und Kuchen, das man im übrigen Lateinamerika vergeblich sucht. Aber hier findet man sie wieder, die gemütlichen Cafes, die zu Kaffee und Kuchen einladen. Köstlich! Kein Wunder, dass wir uns diesem Genuss nach so langer Zeit ausgiebig hingeben.



Hintergrund: Viele deutsche Einwanderer in Chile kamen Mitte des 19. Jahrhunderts in die Región de los Lagos - das Seengebiet. Viele siedelten sich um den Lago Llanquihue und Umgebung an. Die chilenische Regierung befürwortete den Zuzug der Deutschen. Isabel Allende schreibt in ihrem Buch - Mein erfundenes Land - "das Teutonenblut sollte unser gemischtes Volk veredeln, ihm Arbeitsethos, Disziplin, Pünktlichkeit und Organisationsgeschick eingeben."

Zwichen 1846 und 1875 verließen 66 Schiffe den Hamburger Hafen gen Chile. Die überwiegende Mehrheit der Passagiere trat eine Reise ohne Wiederkehr an.

Heute sprechen noch viele Chilenen deutsch, es gibt deutsche Vereine, wo die Sprache und Tradition aufrecht gehalten werden. Aber die Menschen sind schon lange keine Deutschen mehr, die nachfolgenden Generationen sind Chilenen durch und durch. Obwohl im Reiseführer es anders zu lesen ist, erinnert in Puerto Varas oder Frutillar nicht viel an Deutschland. Die Tradition des Kaffee und Kuchen ist noch das Augenscheinlichste, wenngleich das Clock-House in Form einer Kuckucksuhr, die Gartenzwerge, der naturgetreue Nachbau einer Marienkirche in Puerto Varas oder der Werbespruch einer Brauerei in Valdivia "Kunstmann - ... das gute Bier" schon recht deutsch anmutet. Einige deutsche Wörter sind fester Bestandteil der chilenischen Sprache, u. a. el kuchen, el strudel, el kitsch, la bierstube, el shop (das gezapfte Bier) und das Lustigste: el otto / la ottita - der typische Deutsche :-)




(zum Vergrößern einfach auf die Fotos klicken)


Herrlicher Frühstücksplatz
an der Laguna Captrén ...


... im Nationalpark Conguillío
mit den großen Araukarienbäumen ...


... am Fuße des aktiven Vulkans Llaima ...


... und dem Lago Conguillío


...


...


Lavafluß des vor einigen Jahren ausgebrochenen Vulkans Laima


Idyllischer Stellplatz mit Rundumblick an den ...


... heißen Quellen der Eco Termales Rio Blanco ...


... von wo wir ein Stück in den NP Huerquehue wandern ...


... mit Hindernissen!


Alter ostdeutscher Charme


unterwegs


Petri Heil am Fuße des Vulkan Villarrica -
diesmal leider erfolglos!


Wir genießen mal wieder ein Lagerfeuer


Valdivia mit Mercado Fluvial herrlich gelegen am Fluß Río Cruces


Wir kaufen frisches Obst ...


... und fangfrischen Lachs ...


... die Seelöwen halten ihr Verdauungsschläfchen,
wo - natürlich neben dem Fischmarkt!


Verkabelung


Summer Sale im Winter -
in Chile ist es Sommer!


Die älteste Brauerei in Valdivia wurde
von Deutschen gegründet


Fort in Niebla zum Schutz vor Piraten ...


... wer sagt, es gibt keine Piraten mehr?


Lago Llanquehue mit Blick auf den Vulkan Osorno


Darauf erst mal ein Bier!


Am Lagos Todos Los Santos


Die Wolken ziehen kurz auf am Vulkan Osorno


Erinnerungen an die Heimat:
naturgetreuer Nachbau einer Marienkirche
aus dem Schwarzwald in Puerto Varas


Am "deutschen" See im "deutschen" Dorf in Frutillar -
Clock-House in Form einer Kuckucksuhr ...


... da staunen selbst die Gartenzwerge


Kuchen und Strudel gibt es auch in Chile ...


Köstlich - Kaffee und Kuchen in einem gemütlichen Cafe


Deutscher Verein mit Restaurant
(für Uwe - ja, es gibt dort auch Schweinshaxe!!)


Teatro del Lago - in Frutillar


Im Freilichtmuseum - viele deutsche Einwanderer kamen
Mitte des 19. Jahrhunderts in die Seenregion ...


... alte Wassermühle






Unsere Übernachtungsplätze in Chile / Argentinien:
(Genauere Infos zu den jeweiligen Übernachtungsplätzen siehe unter reisetipps/uebernachtungen.)


30.01. - 1.02.2013: Malalcahue, Hotel Camping Suizandina
S 38.46112 W 71.61695


1.02. - 2.02.2013: Nationalpark Conguillío,
Parkplatz am Visitor Center, S 38.64219 W 71.70497


2.02. - 4.02.2013: Östlich vom Nationalpark Huerquehue,
Termal Ecologica Rio Blanco, S 39.10992 W 71.61225


4.02. - 5.02.2013: Rio Trancara, Camping Lleuque
S 39.28388 W 71.85023


5.02. - 8.02.2013: Los Lagos, Turismo Tell -
Camping Los Suizos, S 39.87338 W 72.71931


8.02. - 9.02.2013: Lago Llanquihue, Las Cascadas,
Hosteria y Camping Irma, S 41.09372 W 72.63189


9.02. - 10.02.2013: Nationalpark Vicente Pérez Rosales,
Am Ufer des Lago Todos Los Santos, S 41.13610 W 72.40028


10.02. - 12.02.2013: Lago Llanquihue, Frutillar,
Camping La Gruta, S 41.14177 W 73.03260